Sonderforschungs-bereich SFB 1330
Hörakustik: Perzeptive Prinzipien, Algorithmen und Anwendungen
Innerhalb dieses Projektes erforschen wir die Prinzipien der Sprachkommunikation und die Förderung der Kommunikationsfähigkeit der Bevölkerung durch verbesserte Hörgeräte.
Infos im Detail
Über das Projekt
Herausforderungen der sprachlichen Kommunikation
Die menschliche Sprachkommunikation ist die Grundlage unserer Kultur und der Schlüssel zur aktiven Teilnahme an der Gesellschaft. Sie wird durch eine Reihe von Faktoren erschwert, wie z. B. schwierige Hörsituationen bei gesellschaftlichen Zusammenkünften, komplexe Raumakustik, allgegenwärtiger Lärm und Nachhall sowie Hörschäden, die die Fähigkeit des Einzelnen einschränken, seine Kommunikationsziele in realistischen Hörumgebungen zu erreichen.
Grenzen von elektroakustischen Hörgeräten
Derzeit bieten elektroakustische Hörgeräte, die die auditive Kommunikation in diesen Situationen unterstützen, nur begrenzten Nutzen. Ein Hauptgrund dafür ist, dass die Wechselbeziehung zwischen diesen herausfordernden Faktoren, der Gerätefunktion und den individuellen Hördefiziten nicht gut verstanden wird. Insbesondere wird bei der Entwicklung aktueller Geräte von passivem Hören ausgegangen, während die Kommunikation im realen Leben aktives Hören erfordert. Ein Beispiel dafür sind Kopfbewegungen zur optimalen Positionierung relativ zur Schallquelle, um die komplexe, sich dynamisch verändernde Umgebung zu antizipieren und entsprechende Aktionen zu ermöglichen. Akustische Kommunikation findet demnach in einer Schleife statt, die das Schallfeld, das Gerät, die Wahrnehmung der Benutzer:innen und deren Aktivität umfasst.
Die akustische Kommunikationsschleife
Der SFB geht weit über die bisherige Forschung hinaus, indem diese akustische Kommunikationsschleife systematisch untersucht und für die auditive Modellierung sowie für die Entwicklung und Evaluation von Hörgeräten berücksichtigt wird. Der SFB zielt damit auf ein grundlegend besseres quantitatives Verständnis der Prinzipien, die der Verarbeitung komplexer akustischer Szenen durch den Menschen zugrunde liegen, auf die Umsetzung dieses Wissens in Algorithmen zur Wahrnehmungsverbesserung der akustischen Kommunikation und auf die Evaluierung dieser Algorithmen für verschiedene Anwendungen in der Unterhaltungselektronik sowie in Assistenzsystemen und Hörgeräten ab. Darüber hinaus werden neuartige laborgestützte „Subject-in-the-Loop“-Messmethoden unter Verwendung virtueller Akustik etabliert, um die ökologische Validität der Ergebnisse zu gewährleisten, d. h. die Funktion der Systeme auf ein breites Spektrum realer Umgebungen mit unterschiedlicher akustischer Komplexität auszuweiten.
Bessere Sprachkommunikation durch multidisziplinären Ansatz
Um diese Ziele zu erreichen, verbindet der SFB verschiedene Disziplinen, insbesondere Akustik, Psychoakustik, Audiologie, Ingenieurwissenschaften und physikalische Modellierung. Das angestrebte Ergebnis – eine bessere Unterstützung der Sprachkommunikation durch elektroakustische Geräte in realen Umgebungen, bessere Grundlagen für die Mensch-Maschine-Interaktion in der Unterhaltungselektronik und eine umfassende Basis für eine verbesserte Gestaltung und Bewertung von Hörgeräten – ist für unsere (alternde) Kommunikationsgesellschaft von großer Bedeutung.
Fördermaßnahme
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, German Research Foundation) – Project-ID 352015383 – SFB 1330.
Projektpartner
- Carl von Ossietzky University of Oldenburg
- Hörzentrum Oldenburg gGmbH
- Jade University of Applied Sciences
- Fraunhofer Institute for Digital Media Technology (IDMT)
- Technische Universität München (TUM)
- Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Projektlaufzeit
2018 – 2026